Europäischer Ziesel (Spermophilus citellus)

Der europäische Ziesel, wissenschaftlich als Spermophilus citellus bekannt, ist ein zu den Hörnchen gehörendes Nagetier, das hauptsächlich in Steppen und Graslandschaften lebt. Diese Spezies, die in Südosteuropa verbreitet ist, zeichnet sich durch ihre Vorliebe für erdnahe Lebensräume aus und ist in Größe und Aussehen vergleichbar mit einer Ratte.

Innerhalb der systematischen Klassifikation wird der europäische Ziesel der Familie der Hörnchen, genauer der Unterfamilie der Erdhörnchen, zugeordnet. In Österreich und Teilen des Balkans, bis hin zur Türkei, ist der Ziesel anzutreffen, wo er als charakteristischer Bewohner der dortigen Steppenregionen gilt.

Steckbrief des Europäischen Ziesel

Eigenschaften Details
Körperlänge (ohne Schwanz) 18 – 23 cm
Schwanzlänge 5,5 – 7,5 cm
Gewicht 200 – 430 Gramm (saisonal variabel)
Fellzeichnung
  • Rücken: Gelbgrau mit hellgelben Flecken
  • Bauchseite: Gelblich, aufgehelltes Fell
  • Seiten des Körpers: Flecken fehlen
Augen Dunkel, von hellem Ring umgeben
Zahnformel und Gebiss
  • Oberkiefer (pro Hälfte): Incisivus, Diastema, 2 Prämolare, 3 Molare
  • Unterkiefer (pro Hälfte): Incisivus, Diastema, 1 Prämolar, 3 Molare
Lebensraum Steppen und Graslandschaften in Südosteuropa
Verbreitung
  • Österreich
  • Balkan
  • Türkei
Lebensgewohnheiten
  • Bewohnt unterirdische Bauten
  • Frugivore Diät mit grünen Pflanzenteilen, Blüten, Samen und gelegentlich Insekten
  • Hält einen ausgedehnten Winterschlaf von Ende August oder Anfang September bis ins Frühjahr
  • Gewöhnt sich an die menschliche Präsenz und zeigt freundliches Verhalten gegenüber Menschen
Rote Liste Status Gefährdet (VU) international, Stark gefährdet (EN) in Österreich
Schutzmaßnahmen EU Anhang II: Ausweisung besonderer Schutzgebiete erforderlich

Anhang IV: Strenger Schutz gefordert

Europäischer Ziesel – Systematik der Unterordnung und Familie

Kategorie Bezeichnung
Unterordnung Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie Hörnchen (Sciuridae)
Unterfamilie Erdhörnchen (Xerinae)
Tribus Echte Erdhörnchen (Marmotini)
Gattung Ziesel (Spermophilus)
Art Europäischer Ziesel
Wissenschaftlicher Name Spermophilus citellus

Eigenschaften

Das Europäische Ziesel, eine Nagetierart, weist eine Körperlänge von 18 bis 23 cm auf, ohne den Schwanz mitzurechnen. Der Schwanz selbst ist zusätzlich 5,5 bis 7,5 cm lang und dicht behaart.

Das Gewicht des Tiers variiert saisonal zwischen 200 und 430 Gramm. Diese Erdhörnchen besitzen relativ kurze Beine und ihr Fell zeigt oben eine gelbgraue Farbgebung mit hellgelben Sprenkeln, während seitlich die markanten Flecken fehlen.

Die Farbe des Fells hellt sich in Richtung der gelblicheren Bauchseite auf. Interessanterweise ist der Bereich um Stirn und Scheitel dunkler als der Rücken.

Fellzeichnung und Augen:

  • Rücken: gelbgrau mit hellgelben Flecken
  • Bauchseite: gelblich, aufgehelltes Fell
  • Seiten des Körpers: Flecken fehlen
  • Augen: dunkel, von hellem Ring umgeben

Die Größe der Ohren und der Ausdruck der Augen verleihen diesen Erdhörnchen ihr charakteristisches Aussehen. Ihr Fellmuster lässt sie in ihrem natürlichen Lebensraum weniger auffällig erscheinen.

Zahnformel und Gebiss: Die Kieferstruktur enthält vorne einen ausgeprägten Nagezahn (Incisivus), gefolgt von einer Zahnlücke (Diastema), zwei Prämolaren und drei Molaren im Oberkiefer. Im Unterkiefer findet sich nur ein Prämolar. Insgesamt besitzt das Ziesel ein Gebiss von 22 Zähnen.

Oberkiefer (pro Hälfte) Unterkiefer (pro Hälfte)
Incisivus, Diastema, 2 Prämolare, 3 Molare Incisivus, Diastema, 1 Prämolar, 3 Molare

Eine Gruppe von Erdhörnchen, zu der neben dem Europäischen Ziesel auch die Arten wie der Kleinasiatische Ziesel, der Taurus-Ziesel und weitere gehören, weist eine enge Verwandtschaft auf.

Diese Arten unterscheiden sich hauptsächlich durch ihr Vorkommen. Bei einigen Arten, wie dem Kleinasiatischen Ziesel, führen kurze Schwänze und spezifische Schädelmerkmale zu einer Unterscheidung.

Eine genaue Differenzierung erfolgt jedoch oft nur mittels Schädelmessungen oder genetischen Untersuchungen.

Verbreitung in der Natur

Europäische Ziesel sind vor allem in den ausgedehnten Graslandschaften Südosteuropas und den Steppengebieten der Türkei sowie in Abschnitten des Balkans heimisch.

In Österreich finden sie sich unter anderem auf der Perchtoldsdorfer Heide nahe Wien und der Rafinger Heide in Pulkau. Tschechien beherbergt diese Arten rund um den Berg Raná im Böhmischen Mittelgebirge.

In Deutschland waren sie bis circa 1950 im Gebiet um Oelsen im Erzgebirge vorhanden, doch Wiederansiedlungsversuche bei Rudolphsdorf an der Grenze zu Tschechien wurden 2016 nach elf Jahren eingestellt.

In Tiergärten, beispielsweise dem Wildpark Osterzgebirge in Geising-Hartmannmühle, dem Tiergarten Nürnberg oder dem Heimattiergarten Riesa, scheinen Ansiedlungen erfolgreicher zu sein.

In der europäischen Türkei westlich des Bosporus ist ausschließlich der Europäische Ziesel vertreten. Der Taurus-Ziesel, der erst 2007 als separate Spezies beschrieben wurde, ist hingegen in den östlichen Ausläufern des Taurusgebirges anzutreffen. Hier überlappen sich die Lebensräume mit dem Kleinasiatischen Ziesel, wobei beide Arten nebeneinander im selben Gebiet existieren.

Europäischer Ziesel – Die Lebensgewohnheiten

Europäische Ziesel bewohnen unterirdische Bauten, von denen sie sich tagsüber entfernen, um Futter zu suchen. Ihre Diät besteht vorrangig aus grünen Pflanzenteilen, Blüten und Saat.

Bei Bedarf erweitern sie ihre Ernährung um Wurzeln, Knollen und Zwiebeln sowie um Insekten und Regenwürmer. Im Vergleich zu anderen Nagetierarten sammeln sie kaum Nahrungsvorräte im Spätsommer.

Stattdessen steigern sie ihre Nahrungsaufnahme, was zusammen mit Stoffwechselveränderungen zum Anlegen von Fettreserven führt. Diese Reserven ermöglichen es ihnen, einen ausgedehnten Winterschlaf von Ende August oder Anfang September bis ins Frühjahr des folgenden Jahres zu halten.

Ziesel sind für ihre geschäftigen Bewegungen und Fluchtinstinkte bekannt, gewöhnen sich jedoch auch an die menschliche Präsenz und verlieren ihre Scheu.

Sie nehmen Nahrung direkt aus der Hand und zeigen ein freundliches Verhalten gegenüber Menschen, indem sie auf ihnen herumklettern. Insbesondere die Haltung ihrer Nahrung mit den Vorderpfoten, das Balancieren auf den Hinterbeinen, bekannt als „Männchenmachen“, und ihre ausdrucksstarke Mimik, sogar für Nagetierstandards, machen sie charismatisch.

Klassifikation und Artbezeichnung

Im zoologischen System wird der Europäische Ziesel als eine eigenständige Spezies innerhalb der Ziesel-Gattung, bekannt als Spermophilus, angesehen und repräsentiert dabei die Typus-Spezies dieser Gattung. Diese Gattung umfasst gegenwärtig 15 unterschiedliche Zieselarten.

Carl von Linné war der Erste, der 1766 den Europäischen Ziesel wissenschaftlich beschrieb und ihn mit Exemplaren aus Österreich in Verbindung brachte; genauer wurde der Ursprung auf Wagram in Niederösterreich festgelegt. Ursprünglich wurde die Spezies unter der Bezeichnung Mus citellus eingeordnet, was eine Zuordnung zur Mäusefamilie implizierte.

Im Jahr 1825 verwendete Frédéric Cuvier dann die Art als nomenklatorischen Ausgangspunkt für die Gattung Spermophilus in seiner Untersuchung über Säugetierzähne und etablierte damit den Namen Spermophilus citellus, welcher bis heute Bestand hat. Eine alternative Benennung Citellus citellus durch Lorenz Oken wurde später von der International Commission on Zoological Nomenclature abgelehnt, wodurch Spermophilus als der einzige gültige Name festgelegt wurde.

Bei dieser Tierart unterscheidet man derzeit neben der nominotypischen Unterart vier weitere Unterarten, wobei zuvor acht Unterarten verzeichnet waren, die inzwischen größtenteils mit den vier anerkannten Synonymen gleichgesetzt werden. In Anbetracht inkonsistenter kraniometrischer Messungen dieser Unterarten wurde eine Neubewertung empfohlen.

Die spezifischen Charakteristika einiger Unterarten sind wie folgt beschrieben:

  • Spermophilus citellus citellus: Erkennbar in Österreich, Tschechien, der Slowakei sowie Ungarn.
  • Spermophilus citellus gradojevici: Beheimatet in Mazedonien; die Rückenfärbung zeigt sich einheitlich blassgelb, der Bauch sandgelb gefärbt. Die dunkle Schwanzspitze tendiert mehr zu Braun als Schwarz, und es wird die Synonymität mit S. c. karamani diskutiert.
  • Spermophilus citellus istricus: Ansässig in den Ebenen der unteren Donau in Rumänien und charakterisiert durch eine Rückenfärbung mit auffälligen weißen Flecken, gleichgesetzt mit S. c. laskarevi.
  • Spermophilus citellus martinoi: Vorkommend in Bulgarien; hierbei werden S. c. balcanicus und S. c. thracius als Synonyme betrachtet.

Der Gattungsname Spermophilus ist abgeleitet von den griechischen Wörtern „spermatos“, was „Same“ bedeutet, und „phileo“, was „lieben“ heißt – und somit als „Samenliebend“ interpretiert werden kann. Der Speziesname citellus entspringt der lateinisierten Version des deutschen Worts „Ziesel“, was wiederum auf die Echte Erdhörnchen verweist.

Gefahr und Erhaltung

Der Europäische Ziesel, ein Säugetier, das in bestimmten Gebieten Europas heimisch ist, findet sich in der Kategorie „gefährdet“ auf der internationalen Roten Liste der IUCN. Diese Einstufung signalisiert ein erhöhtes Aussterberisiko. In der EU ist dieser Nager durch die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt, gemäß den Anhängen II und IV als eine Art, die besonderer Erhaltungsmaßnahmen bedarf.

Rote Liste Status: Gefährdet (VU) international, Stark gefährdet (EN) in Österreich

Schutzmaßnahmen EU:

  • Anhang II: Ausweisung besonderer Schutzgebiete erforderlich
  • Anhang IV: Strenger Schutz gefordert

In Wien zeichnet sich ein positives Bild ab, wo die Population des Ziesels trotz seiner Gefährdungsklassifikation, gemäß den neuesten Erfassungen, auf etwa 14.000 Individuen geschätzt wird. Diese Entwicklung zeigt, dass der Erhaltungsstatus regional stark variieren kann.

Wie hoch ist die Lebenserwartung eines Ziesels?

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Ziesels liegt im Freiland bei etwa 3-6 Jahren, kann jedoch unter optimalen Bedingungen in Gefangenschaft bis zu 10 Jahre betragen.