Gartenschläfer (Eliomys quercinus)

Der Gartenschläfer, wissenschaftlich als Eliomys quercinus bekannt, gehört zur Familie der Bilche und zählt zu den nachtaktiven Kleinsäugern Europas. Obwohl der Name anderes vermuten lässt, bevorzugt diese Art nicht den heimischen Garten, sondern ist überwiegend in Wäldern zu finden. Als Allesfresser hat sich der Gartenschläfer an verschiedene Lebensbedingungen angepasst, was seine Verbreitung im europäischen Raum begünstigt.

In den letzten Jahrzehnten musste diese Tierart allerdings erhebliche Bestandsrückgänge und eine Verkleinerung ihres Lebensraums hinnehmen. Aus diesem Grund klassifiziert die Internationale Union zur Bewahrung der Natur und natürlicher Ressourcen (IUCN) den Gartenschläfer als Art, die sich in der Vorwarnstufe der Gefährdung befindet.

Die Wertschätzung für den Gartenschläfer in der Öffentlichkeit zeigt sich auch darin, dass er in der Schweiz im Jahr 2022 zum Tier des Jahres gekürt wurde und diese Ehre 2023 auch in Deutschland erhielt.

Gartenschläfer Steckbrief

Es folgt unser Gartenschläfer Steckbrief mit allen wichtigen Fakten über Gartenschläfer.

  • Wissenschaftlicher Name: Eliomys quercinus
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Nagetiere
  • Größe: Kopf-Rumpf-Länge 100–170 mm, Schwanzlänge 80–150 mm
  • Gewicht: 45–140 g, vor Winterschlaf bis zu 210 g
  • Lebenserwartung: Informationen nicht spezifiziert
  • Nahrung: Allesfresser (Insekten, Würmer, Schnecken, kleine Wirbeltiere, Eier, Früchte, Samen, Knospen)
  • Verbreitung: Europa (von Südportugal und Bretagne bis zum südlichen Ural)
  • Lebensraum: Laub- und Nadelwälder, Obst- und Hausgärten
  • Natürliche Feinde: Informationen nicht verfügbar
  • Fortpflanzung: Paarungszeit von Mai bis Juli, 1–9 Junge pro Wurf
  • Verhalten: Nachtaktiv, bodenbewohnend, in kugelförmigen Nestern lebend
  • Besonderheiten: Auffallende schwarze Kopfzeichnung, behaarter Schwanz mit Endquaste
  • Schutzstatus: Von der IUCN als Art der „Vorwarnliste“ (near threatened) eingestuft

SYSTEMATIK

Kategorie Information
Ordnung Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung Hörnchenverwandte (Sciuromorpha)
Familie Bilche (Gliridae)
Unterfamilie Leithiinae
Gattung Gartenschläfer (Eliomys)
Art Gartenschläfer
Wissenschaftlicher Name Eliomys quercinus

Merkmale des Gartenschläfers

Gartenschläfer gehören zu den mittelgroßen Nagetieren in der Familie der Schlafmäuse. Sie zeichnen sich durch eine variierende Körperlänge von 100 bis 170 Millimetern und eine Schwanzlänge von 80 bis 150 Millimetern aus. Ihre hinteren Füße messen zwischen 22 und 32 Millimeter, während die Ohren eine Länge von 20 bis 26 Millimetern haben. Gewichtsmäßig liegen diese Tiere zwischen 45 und 140 Gramm, wobei sie vor ihrer Winterruhe auf ein Gewicht von bis zu 210 Gramm anwachsen können.

Die oberseitige Fellfärbung variiert von rotbraun bis grau mit rotbraunen Nuancen, wohingegen Flanken und Bauch in einem reinen Weiß erscheinen. Eine markante schwarze Zeichnung, die über das Gesicht verläuft, ähnelt einer Zorro-Maske und breitet sich von den äußersten Schnurrhaaren über die Augenregion bis hin zu den Ohren aus. Direkt vor den Ohren befindet sich ein weißer Flecken.

Ihr Schwanz ist fast so lang wie ihr Körper, mit Haaren bedeckt und am Ende mit einer langhaarigen Quaste versehen. Die Farbgebung des Schwanzes ist zweigeteilt: Die obere Hälfte zeigt ein graubraunes Fell, während die untere Hälfte sowie die Unterseite des Schwanzes schwarzbraun gefärbt sind. In Bezug auf ihre Fortbewegung weisen die Vorderfüße vier Ballen auf; die Hinterfüße besitzen sechs Ballen.

Verbreitung und Lebensräume

Die Ausdehnung des Lebensraumes des Gartenschläfers beschränkt sich auf Europa, von Südportugal und Frankreich bis zum südlichen Ural in Russland und von Finnland bis Südspanien und weiter südöstlich nach Sizilien und Südrumänien. Sein größtes geschlossenes Habitat liegt in Südwesteuropa. In Deutschland findet sich die Nordostgrenze des Gartenschläfers entlang einer Linie, die Orte wie Düsseldorf und Helmstedt einschließt, sich über den Harz erstreckt und entlang der östlichen Mittelgebirge verläuft.

Aktuelle Verbreitung:

  • Deutschland: Rückläufige Population, hauptsächlich entlang des Rheins
  • Südwesteuropa: Stark vertreten, jedoch Anzeichen für Rückgang
  • Litauen, Finnland, Slowakei: Ausgestorben
  • Niederlande, Polen, Slowenien: Einzelne Populationen
  • Österreich, Ukraine, Rumänien, Kroatien: Selten

Zwischen 1978 und 2015 reduzierte sich das geografische Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers um 51 %. Er ist in einigen Ländern wie Litauen, Finnland und der Slowakei nicht mehr vorhanden.

In Deutschland ist die Verbreitung des Gartenschläfers fragmentiert und entlang des Rheins konzentriert. In der Schweiz beschränkt sich der Lebensraum vor allem auf die Bergregionen des Juras und der Alpen, oftmals in Höhen um 1400 Meter über dem Meeresspiegel.

Die bevorzugten Lebensräume des Gartenschläfers umfassen:

  • Wälder: Vorwiegend Laub- und Nadelwälder auf felsigem Untergrund
  • Gärten: Sowohl Obstgärten als auch Hausgärten
  • Gebäude: Beispielsweise Hochsitze und einzelne Gebäude
  • Bergregionen: Bis zu 2000 Meter Höhe in den Pyrenäen und 2200 Meter in den Alpen

Lebensgewohnheiten

Gartenschläfer sind nachtaktive Tiere und erreichen ihre höchste Aktivitätsstufe kurz vor Mitternacht, zu einer Zeit, in der es dunkel und noch mäßig warm ist. Tagsüber ruhen sie in kugeligen Nestern, die sie in natürlichen Baumhöhlen oder Nistkästen, ebenso wie in dichtem Gestrüpp anlegen.

Man findet sie auch in menschlichen Behausungen wie Dachböden und Gartenlauben. Diese Spezies bevorzugt es, nachts mehr am Boden unterwegs zu sein, verglichen mit anderen Bilcharten und hat eine omnivore Ernährung. Zu ihrem Speiseplan gehören:

  • Tierische Nahrung: vorwiegend Insekten, Würmer und Schnecken, kleine Wirbeltiere sowie Eier.
  • Pflanzliche Nahrung: Früchte, Samen und Knospen.

Gartenschläfer sind einer der wenigen Tiere, die Schneckenarten wie Weinbergschnecken fressen, die von anderen Tieren gemieden werden.

Im Frühsommer, meist zwischen Mai und Juli, beginnt die Zeitspanne ihrer Reproduktion. Weibliche Gartenschläfer signalisieren ihre Bereitschaft zur Paarung durch ein auffälliges Pfeifen.

In Mitteleuropa bringen sie gewöhnlich einmal im Jahr Nachwuchs zur Welt, in wärmeren südeuropäischen Regionen kann es auch zu zwei Würfen kommen. Mit einer Tragezeit von 21 bis 23 Tagen gebären sie zwischen einem und neun Jungtieren; üblicherweise sind es vier bis sechs. Die Neugeborenen öffnen die Augen nach rund 18 Tagen und erreichen Unabhängigkeit mit etwa 40 Tagen. Die geschlechtliche Reife folgt im nächsten Jahr nach der Geburt.

Den Winterschlaf verbringen Gartenschläfer sowohl in Baumhöhlen als auch in Felsspalten, aber auch in menschlichen Strukturen wie Mauern und Gebäuden. In kälteren Regionen dauert dieser Schlaf von Oktober bis April an, in südeuropäischen Gebieten hingegen nur für ein bis zwei Monate.

Bestandsentwicklung und Schutzstatus

Der Gartenschläfer, einst in Zentraleuropa, Südeuropa und Osteuropa verbreitet, verzeichnet signifikante Populationseinbußen, Gebietsrückgänge und lokal begrenztes Aussterben. In Regionen wie Südspanien, Ostdeutschland, Tschechien, angrenzenden Gebieten Österreichs und den baltischen Ländern wird die Art zunehmend seltener.

Besonders hervorzuheben ist das lokale Verschwinden des Gartenschläfers in der Slowakei sowie in Kroatien und der letzte bestätigte Sichtungsnachweis in Rumänien datiert vor dem Jahr 1988. Schätzungen deuten darauf hin, dass sich das Verbreitungsgebiet des Gartenschläfers in den letzten drei Jahrzehnten um über 50 Prozent verkleinert hat, was ihn zum am stärksten dezimierten Nagetier Europas macht. Die exakten Ursachen dieses Rückgangs sind unbekannt.

In Deutschland erforschen der Bund für Umwelt und Naturschutz, die Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft das Phänomen des Bestandsrückgangs im Rahmen ihres Projektes „Spurensuche Gartenschläfer“ (2018-2024). Obwohl westeuropäische Bestände derzeit stabil erscheinen, klassifiziert die IUCN den Gartenschläfer als „potenziell gefährdet“.

Die deutsche Rote Liste kategorisiert ihn als stark gefährdet, und in der nationalen Strategie zur Biodiversität steht er unter besonderer Beobachtung. In der Schweiz genießt der Gartenschläfer gesetzlichen Schutz.

Schutzmaßnahmen Status
IUCN Potenziell gefährdet
Rote Liste DE Stark gefährdet
Schweiz Gesetzlich geschützt

Literatur über Fauna

Die Erkundung der europäischen Säugetierfauna ist durch zahlreiche Publikationen gefestigt, die als Wegweiser für die Identifizierung und die Verbreitung der Arten dienen. Insbesondere ist das umfassende Werk, das die Fauna Europas, Nordafrikas und Vorderasiens katalogisiert, unerlässlich für die Bestimmung von Säugetierarten. In ähnlicher Weise bietet der „Atlas der Europäischen Säugetiere“ ein detailliertes Bild von deren geografischer Präsenz.

In Deutschland konzentriert sich die Forschungsarbeit auf die heimische Wirbeltierfauna und wird in der überarbeiteten Exkursionsfauna dargestellt. Projekte wie die „Spurensuche Gartenschläfer“ zeigen das Potenzial von Citizen-Science-Initiativen für den Schutz bedrohter Arten auf.

Derartige Forschungsaktivitäten werden durch Einrichtungen wie die Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung gestützt, welche die wissenschaftliche Gemeinschaft mit wertvollen Beiträgen bereichern.