Seehund (Phoca vitulina)

Der Seehund (Phoca vitulina), ein Mitglied der Hundsrobbenfamilie, findet sich in den nördlich-gemäßigten Meeresregionen der Welt. Diese Spezies zeichnet sich durch eine weite Verbreitung in den entsprechenden Klimazonen aus.

Seehund Steckbrief

Der Seehund, charakterisiert durch seine schlanke Gestalt und den charakteristischen runden Kopf, gehört zu den faszinierendsten Säugetieren unserer Meere.

Dieses Tier, bekannt für seine Anpassungsfähigkeit und außergewöhnlichen Fähigkeiten im Wasser, spielt eine wichtige Rolle in seinem Ökosystem.

Im Folgenden präsentieren wir Ihnen einen umfassenden Steckbrief, der wichtige Informationen über den Seehund zusammenfasst:

  • Wissenschaftlicher Name: Phoca vitulina
  • Klasse: Säugetiere
  • Ordnung: Raubtiere
  • Größe: Männchen: 170 cm, Weibchen: 140 cm
  • Gewicht: Männchen: 150 kg, Weibchen: 100 kg
  • Lebenserwartung: 20 bis 35 Jahre
  • Nahrung: Fische (Heringe, Sardinen, Dorsche, Lachse, Stinte, Plattfische), Jungtiere ernähren sich teilweise auch von Krebs- und Weichtieren
  • Verbreitung: Nördliche gemäßigte Meere
  • Lebensraum: Küsten mit trockenfallenden Sandbänken und geschützte Felsküsten
  • Natürliche Feinde: Keine Angabe
  • Fortpflanzung: Paarungszeit im Wasser von Juli bis Anfang September, Tragzeit von 11 Monaten
  • Verhalten: Einzelgänger im Wasser, in kleinen Gruppen auf Sandbänken
  • Besonderheiten: Fähig zu Tauchgängen bis zu 200 m Tiefe und bis zu 30 Minuten Dauer
  • Schutzstatus: Keine Angabe

Systematik – Gattung, Art und Familie

Der Seehund (Phoca vitulina) gehört zur Familie der Hundsrobben und repräsentiert eine weit verbreitete Art innerhalb der marinen Raubtiere. Im Folgenden wird seine systematische Klassifizierung innerhalb des Tierreichs dargestellt.

Die systematische Klassifizierung ist wie folgt:

Kategorie Bezeichnung
Art Seehund
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung Hundeartige (Caniformia)
ohne Rang Robben (Pinnipedia)
Familie Hundsrobben (Phocidae)
Gattung Echte Hundsrobben (Phoca)
Wissenschaftlicher Name Phoca vitulina

Diese Tabelle gibt einen detaillierten Überblick über die systematische Einordnung, von der Art bis zur Ordnung, einschließlich des wissenschaftlichen Namens.

Allgemeine Merkmale

Im direkten Vergleich mit der Kegelrobbe, einer anderen an den deutschen Küsten heimischen Robbenart, präsentieren sich Seehunde als kleinere und schlankere Tiere.

Männchen erreichen eine Länge von etwa 170 Zentimetern und ein Gewicht von 150 Kilogramm, während die Weibchen mit einer Körperlänge von etwa 140 Zentimetern und einem Gewicht von rund 100 Kilogramm etwas zierlicher sind.

Ein markantes Unterscheidungsmerkmal zur Kegelrobbe ist der rundliche Kopf. Ihre Fellfärbung variiert je nach Region stark; in den deutschen Küstengewässern weisen sie eine dunkelgraue Färbung mit unregelmäßig verteilten schwarzen Flecken auf.

Verbreitung und natürlicher Lebensraum

Seehunde sind in den Meeresgebieten der Nordhalbkugel sowohl im Atlantik als auch im Pazifik beheimatet. Sie bevorzugen Küstenregionen mit Sandbänken, die bei Ebbe trockenfallen, sind jedoch ebenso entlang von geschützten Felsküsten anzutreffen.

Die globale Population wird auf etwa 500.000 Individuen geschätzt, wobei rund 90.000 dieser Tiere an den europäischen Küsten leben.

Obwohl die Tiere entlang der gesamten Nordseeküste weit verbreitet sind, gelten sie in der Ostsee als besonders selten, mit einem geschätzten Bestand von lediglich 250 Exemplaren. Dies macht sie in der Ostsee noch seltener als Kegel- und Ringelrobben.

Die in der Ostsee lebenden Tiere finden sich hauptsächlich an den Küsten der dänischen Inseln und Südschwedens. Gelegentlich erreichen umherwandernde Jungtiere auch die deutschen Ostseeküsten.

Verhaltensmuster der Seehunde

Seehunde zeichnen sich durch ihre außergewöhnlichen Schwimmfähigkeiten aus, mit der Kapazität, bis zu 200 Meter tief zu tauchen und dies bis zu einer halben Stunde lang.

Die durchschnittliche Dauer eines Tauchgangs beläuft sich jedoch meist auf etwa drei Minuten. Die Nahrung erwachsener Seehunde besteht vorrangig aus Fischen wie Heringen, Sardinen, Dorschen, Lachsen, Stinten und Plattfischen, während jüngere Tiere sich hauptsächlich von Krebsen und anderen Meeresweichtieren ernähren.

In aquatischen Umgebungen neigen die Tiere zu einem einzelgängerischen Dasein, bilden jedoch auf Sandbänken kleinere Gruppen. Trotz dieser Ansammlungen gelten sie nicht als besonders soziale Wesen, wobei physischer Kontakt untereinander oft aggressive Reaktionen hervorruft.

Dies führt dazu, dass die Tiere auf Sandbänken zumeist mit einem Mindestabstand von eineinhalb Metern zueinander ruhen.

Infos zur Fortpflanzung

Die Fortpflanzungsperiode der Seehunde erstreckt sich von Juli bis Anfang September, während der Männchen um die Gunst der Weibchen konkurrieren. Die Kopulation, die nach anfänglichem Widerstand des Weibchens stattfindet, endet nach rund drei Minuten, woraufhin die Partner sich trennen.

Anders als manche Robbenarten führen Männchen keine Monogamie durch und etablieren auch keinen Harem.

Die Tragzeit der Weibchen dauert elf Monate, wobei das embryonale Wachstum in den ersten zwei bis zweieinhalb Monaten ruht, sodass die Geburtsperiode jedes Jahr in die Monate Juni und Juli fällt.

In der Regel wird ein einziges Jungtier geboren, das bei Geburt etwa 10 Kilogramm wiegt, 85 Zentimeter misst und sofort schwimmfähig ist. Die Stillzeit beträgt circa fünf Wochen, danach wird das Jungtier von der Mutter unabhängig.

Lebenswerwartung – Wie Alt werden Seehunde?

Die Lebenserwartung freilebender Seehunde beträgt ungefähr 20 bis 35 Jahre, wobei Weibchen tendenziell länger leben als Männchen. Letztere erreichen aufgrund der körperlichen Belastungen durch Kämpfe selten ein Alter über 25 Jahre. Der Rekord für die Langlebigkeit eines in Gefangenschaft gehaltenen Seehundes liegt bei 53 Jahren.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Tier, das sich am Strand ausruht, hilfebedürftig ist. Einzelne Tiere nehmen häufig eine charakteristische Ruheposition, die sogenannte „Bananenstellung“, ein, bei der sowohl Kopf als auch Hinterteil angehoben sind und die Körpermitte eine bogenförmige Kurve bildet.

Unterarten

Es gibt fünf geografische Unterarten des Seehunds. Hier sind sie im Detail aufgelistet:

Unterart Trivialname Verbreitung
P. v. vitulina (L., 1758) Europäischer Seehund Europa und westliches Asien
P. v. concolor (DeKay, 1842) Westatlantischer Seehund Ostküste Nordamerikas vom Arktischen Ozean bis Maine
P. v. mellonae (Doutt, 1942) Ungava-Seehund Seen im nördlichen Québec, Kanada
P. v. richardsi (Gray, 1864) Pazifischer Seehund Westküste Nordamerikas von Alaska bis Baja California
Phoca vitulina stejnegeri (J. A. Allen, 1902) Kurilenseehund Küsten Hokkaidōs, der Kurilen und Kamtschatkas

Beziehung zwischen Menschen und Seehunden

Der Begriff „Seehund“ leitet sich aus einem germanischen Wort für „Robbe“ ab, das im Englischen als „seal“ und im Schwedischen als „säl“ fortbesteht.

Frühere Bezeichnungen wie „Seel“ oder „Seelhund“ weisen auf diese Herkunft hin, deren genaue Etymologie unklar bleibt, möglicherweise auf die indogermanische Wurzel *selk- „ziehen, schleppen“ zurückgeht oder aus ostseefinnischen Sprachen entlehnt wurde. Der Seehund wurde auch als „Meerkalb“ bezeichnet.

Jagd auf Seehunde in der Geschichte

Seit Jahrtausenden jagen Küstenbewohner Seehunde für Nahrung, Fell und Öl. Eiszeitliche Darstellungen und jungsteinzeitliche Funde belegen die lange Tradition der Jagd. In historischer Zeit war die Jagd besonders an den Nord- und Ostseeküsten verbreitet, nahm aber nach dem Mittelalter ab.

Erst im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde die Jagd aufgrund der Konkurrenz um Fischbestände intensiviert, was beinahe zur Ausrottung der Seehunde führte.

Bedrohungen für Seehunde im 20. und 21. Jahrhundert

Abfall in den Meeren stellt eine erhebliche Gefahr für Seehunde dar, da sie sich in Netzen und anderen Überresten verfangen und verletzen können. Organisationen wie Ocean Conservation Namibia setzen sich für die Befreiung der Tiere aus solchen Gefahren ein.

Zudem gefährdeten Umweltgifte wie PCB die Gesundheit und Fruchtbarkeit die Tiere bis in die 1980er Jahre. Epidemien, insbesondere das PD-Virus, dezimierten die Populationen in den 1980er und 2000er Jahren erheblich, wobei eine allgemeine Immunschwäche durch Umweltbelastungen als Ursache vermutet wird.

Sind Seehunde gefährdet?

Die globale Population des Seehundes wird von der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) als nicht gefährdet eingestuft, während sie in Deutschland als „gefährdet“ gilt.

Zusätzlich ist diese Tierart in fünf deutschen Bundesländern mit unterschiedlichen Gefährdungskategorien auf der Roten Liste verzeichnet. Internationale Schutzmaßnahmen umfassen die Aufnahme in die Berner Konvention und in Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU, die strengen Schutz sowie die Errichtung von Schutzgebieten vorschreiben.

Ein Abkommen zur Erhaltung der Tiere im Wattenmeer wurde 1991 von Dänemark, Deutschland und den Niederlanden unterzeichnet. In Deutschland besteht zudem ein strenges Verbot der Entnahme von Seehunden aus der Natur mit hohen Geldstrafen bei Verstößen.

Im Jahr 2006 wurde die Tierart von der Schutzgemeinschaft Deutsches Wild zum „Wildtier des Jahres“ ernannt.


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