Braunbär (Ursus arctos)

Der Braunbär (Ursus arctos) ist ein faszinierendes Raubtier, das sowohl in Eurasien als auch in Nordamerika heimisch ist. Trotz seiner Stärke und Größe hat er in vielen Regionen der Welt einen schweren Stand und ist teilweise ausgerottet oder stark dezimiert.

Braunbär Steckbrief

Der Braunbär ist ein bemerkenswerter Vertreter der Säugetierfamilie und zieht Forscher und Naturliebhaber gleichermaßen an. Hier sind einige wichtige Fakten, die seine einzigartige Natur hervorheben:

  • Wissenschaftlicher Name: Ursus arctos
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
  • Größe: 100 bis 280 cm
  • Gewicht: variiert stark, bis zu 780 kg
  • Lebenserwartung: 20 – 30 Jahre in freier Wildbahn / Bis zu 50 Jahren in Gefangenschaft
  • Nahrung: Allesfresser
  • Verbreitung: Eurasien, Nordamerika
  • Lebensraum: Wälder, Berge, Tundra
  • Natürliche Feinde: Andere Bären, Menschen
  • Fortpflanzung: Keine Angabe
  • Verhalten: Einzelgänger, dämmerungs- und nachtaktiv
  • Besonderheiten: Kann Geschwindigkeiten von 50 km/h erreichen, hält Winterruhe
  • Schutzstatus: Keine Angabe

Systematik des Braunbären – Ordnung, Familie, Gattung, Art & mehr

Die Systematik des Braunbären umfasst mehrere Unterarten, darunter der Europäische Braunbär, der Grizzlybär und der Kodiakbär.

Kategorie Bezeichnung
Art Sibirischer Braunbär
Ordnung Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung Hundeartige (Caniformia)
Familie Bären (Ursidae)
Unterfamilie Ursinae
Gattung Ursus
Wissenschaftlicher Name Ursus arctos

Beschreibung des Körperbaus und Merkmale des Braunbären

Braunbären zeichnen sich durch einen robusten und kraftvollen Körperbau aus, der typisch für Bären ist. Ihr Skelett ist generell stärker als das anderer Bärenarten.

Ein charakteristisches Merkmal der Braunbären ist der muskulöse Buckel über den Schultern, der ihnen zusätzliche Stärke in den Vorderbeinen verleiht. Wie alle Bären besitzen sie einen Penisknochen (Baculum) und einen kurzen, stummelartigen Schwanz.

Kopfstruktur und Sinneswahrnehmung

Braunbären haben einen schweren, massiven Kopf mit einer prominenten, konkav geformten Schnauze, die sich von der des Amerikanischen Schwarzbären unterscheidet. Die Stirnpartie ist auffallend hoch. Die Ohren sind rund und abstehend, während die Augen im Verhältnis zum Kopf klein sind.

Dies führt zu einem unterentwickelten Gesichtssinn. Ihr Gehörsinn ist durchschnittlich, jedoch ist ihr Geruchssinn besonders ausgeprägt. Die Halswirbel ermöglichen eine große Beweglichkeit des Kopfes, obwohl der Nacken kürzer ist als beim Eisbären.

Zähne und Verdauungssystem

Im bleibenden Gebiss haben Braunbären 42 Zähne. Die Zahnformel lautet 3/3-1/1-4/4-2/3. Ihre Eckzähne sind, typisch für Raubtiere, vergrößert, während die Backenzähne breite, flache Kronen aufweisen, was eine Anpassung an pflanzliche Nahrung darstellt.

Ihr Verdauungstrakt ist relativ einfach aufgebaut, mit einem einhöhligen Magen und ohne Blinddarm. Der Darm der Braunbären ist mit einer Länge von 7 bis 10 Metern länger als bei rein fleischfressenden Carnivoren.

Gliedmaßen und Fortbewegung

Die Gliedmaßen der Braunbären sind lang und kräftig, wobei die Vorder- und Hinterextremitäten annähernd gleich lang sind. Die Knochen in Unterarm und Unterschenkel sind getrennt, was eine hohe Drehbarkeit ermöglicht.

Die Füße sind groß, mit schweren, behaarten Ballen und fünf Zehen, die in lange, nicht einziehbare Krallen enden. Braunbären setzen bei der Fortbewegung die gesamte Sohle auf und sind somit Sohlengänger.

Fellbeschaffenheit und Farbvarianten

Das Fell der Braunbären variiert in verschiedenen Farbnuancen von gelb- und graubraun bis fast schwarz. Besonders auffällig ist die weißgraue gesprenkelte Färbung einiger Tiere in den Rocky Mountains, die der Unterart der Grizzlybären ihren Namen gab.

Das Haarkleid besteht aus dichtem Unterhaar und langen Deckhaaren, wobei das Winterfell dichter und rauer ist und einen zotteligen Eindruck macht.

Körpergröße und Gewichtsverteilung

Braunbären weisen eine Kopfrumpflänge von 100 bis 280 Zentimetern und eine Schulterhöhe von etwa 90 bis 150 Zentimetern auf. Der Schwanz misst lediglich 6 bis 21 Zentimeter. Das Gewicht variiert stark je nach Verbreitungsgebiet. Männchen sind generell schwerer als Weibchen.

Die Kodiakbären, die größte Unterart, können ein Gewicht von bis zu 780 Kilogramm erreichen. In anderen Regionen wie Nordamerika, Nordeuropa, Sibirien und Asien variieren die Durchschnittsgewichte beträchtlich, von leichteren Exemplaren in Südeuropa bis zu schwereren in Kamtschatka.

Körperteil Abmessung
Kopfrumpflänge 100 bis 280 cm
Schulterhöhe 90 bis 150 cm
Schwanzlänge 6 bis 21 cm

Historische und Aktuelle Verbreitung des Braunbären

Die Besiedlung Nordamerikas durch Braunbären fand gegen Ende des Pleistozäns, vor etwa 14.000 Jahren, über die damalige Landbrücke Beringia statt. Ursprünglich war das Verbreitungsgebiet der Braunbären weitreichend und umfasste Teile Nordamerikas, Eurasiens und Nordafrikas.

Sie waren im westlichen und mittleren Nordamerika, von der Hudson Bay bis ins nördliche Mexiko, sowie in Eurasien von Westeuropa bis zur sibirischen Ostküste und zum Himalaya verbreitet. In Afrika bewohnten sie das Atlasgebirge.

In der Gegenwart hat sich dieses Gebiet durch menschliche Einflüsse wie Jagd und Lebensraumzerstörung drastisch reduziert. Braunbären sind in vielen Regionen, darunter Großbritannien, Deutschland, dem Atlasgebirge und Teilen der USA und Mexikos, ausgestorben.

In West- und Mitteleuropa sowie in den USA sind nur noch Reliktpopulationen vorhanden. Heute finden sich größere Populationen in Alaska, Westkanada und Nordasien.

Braunbären in Deutschland und Österreich

In Deutschland gibt es keine wildlebenden Braunbären mehr. Der letzte bekannte Braunbär wurde 1835 in Ruhpolding erlegt. Allerdings ist die Möglichkeit der Wiederansiedlung in Deutschland durch die Rückkehr der Bären nach Österreich wieder in den Fokus gerückt.

Ein bemerkenswerter Fall war der Braunbär JJ1, auch bekannt als Bruno, der 2006 in der deutsch-österreichischen Grenzregion gesichtet wurde und nach mehreren Wochen erschossen wurde. In Österreich wurden Bären Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottet, jedoch gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren vereinzelte Sichtungen.

Seit den 1990er-Jahren wurden Bären aus Kroatien wiederangesiedelt. Trotz einiger Konflikte mit der Bevölkerung ist die Anwesenheit von Braunbären in Österreich heute weitgehend akzeptiert.

Braunbären in der Schweiz

In der Schweiz wurde der letzte Braunbär 1904 erlegt. Die Wiederkehr der Bären in jüngerer Zeit, wie durch das Einwandern von Bären aus Italien, hat Diskussionen über die Wiederansiedlung und den Umgang mit diesen Tieren entfacht.

Einige Bären, die sich zu nah an menschliche Siedlungen wagten, wurden als Risikobären eingestuft und getötet. Andere Bären wie „M25“, der aus dem Trentino kam, haben nur kurze Zeit in der Schweiz verbracht.

Verbreitung des Braunbären in Italien und Übriges Europa

In Italien gibt es zwei Braunbär-Populationen: Eine im Naturpark Adamello-Brenta im Trentino und eine andere im Abruzzen-Nationalpark. Die Population im Trentino ist durch Auswilderungen wieder angewachsen, während die Population in den Abruzzen als mögliche eigene Unterart betrachtet wird.

In anderen Teilen Europas, wie Rumänien, Frankreich, Spanien, der Slowakei, Polen und Nordeuropa, variieren die Bestände. In einigen Gebieten wie den Pyrenäen und den Karpaten sind sie relativ stabil, in anderen jedoch rückläufig.

Braunbären in Russland und Asien

In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, China und kleineren asiatischen Ländern variieren die Braunbär-Populationen stark. Die Populationen sind in einigen südwestasiatischen Ländern rückläufig, während in China geschätzte 4000 bis 8000 Tiere leben. Der Syrische Braunbär, eine Unterart, ist im Kaukasus und Nahen Osten akut vom Aussterben bedroht.

Braunbären in Nordamerika

In den USA sind Braunbären inzwischen auf wenige isolierte Populationen im nordwestlichen Landesteil beschränkt. In Kanada und Alaska sind sie dagegen noch relativ häufig, wobei die Gesamtpopulation auf etwa 55.000 Tiere geschätzt wird. In Mexiko sind sie wahrscheinlich seit den 1960er Jahren ausgestorben.

Lebensraum und Habitat der Braunbären

Braunbären bewohnen eine Vielzahl von Habitaten, von offenen Tundren und Bergwiesen bis hin zu bewaldeten Gebirgsregionen. Sie sind nicht besonders anspruchsvoll in Bezug auf ihren Lebensraum, solange Nahrung und geeignete Ruheplätze vorhanden sind.

In Amerika bevorzugen sie offene Landschaften, während die verbliebenen europäischen und sibirischen Populationen hauptsächlich in Wäldern leben.

Aktivitätsmuster und Fortbewegung des Braunbären

Braunbären passen ihre Aktivitätszeiten an die Umweltbedingungen und Jahreszeiten an und sind tendenziell in der Dämmerung oder Nacht aktiv, besonders in menschlichen Siedlungen.

In Zeiten hohen Nahrungsbedarfs, wie im Frühling und Herbst, sind sie jedoch auch tagsüber aktiv. Sie bewegen sich als Sohlengänger im Passgang fort, was bedeutet, dass sie beide Beine einer Körperseite gleichzeitig bewegen.

Obwohl sie gewöhnlich langsam und bedächtig gehen, können sie bei Bedarf auf Geschwindigkeiten von bis zu 50 Kilometern pro Stunde beschleunigen. Ihre Fähigkeiten im Schwimmen sind ausgeprägt, während das Klettern für ausgewachsene Tiere aufgrund ihres Gewichts meist nicht möglich ist.

Winterruhe und Ernährungsanpassungen

Die Winterruhe der Braunbären ist eine Anpassung an den Nahrungsmangel in den Wintermonaten. Diese Ruhephase ist eher eine Ruhezustand als ein echter Winterschlaf, da die Tiere relativ leicht zu wecken sind. Während der Winterruhe sinkt ihre Körpertemperatur nur leicht ab, und sie nehmen keine Nahrung oder Flüssigkeit zu sich.

Um Harnvergiftungen zu vermeiden, wandeln sie Aminosäuren um, statt sie als Harnstoff auszuscheiden. Die Winterruhe beginnt in der Regel zwischen Oktober und Dezember und endet zwischen März und Mai.

Vor der Winterruhe legen Braunbären Fettreserven an, wobei interessanterweise keine Ablagerungen an den Gefäßwänden stattfinden, was Arteriosklerose bei ihnen verhindert.

Der Gewichtsverlust während der Winterruhe variiert zwischen Männchen und Weibchen aufgrund des unterschiedlichen Energieaufwands.

Sozialverhalten und Territorialität

Braunbären sind überwiegend Einzelgänger, außer während der Paarungszeit von April bis August und in der Mutter-Kind-Beziehung. Sie zeigen kein stark ausgeprägtes Territorialverhalten; ihre Streifgebiete können sich überlappen, und sie verteidigen ihr Revier in der Regel nicht gegen Artgenossen. Die Reviergröße hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Nahrungsangebot und der Topographie.

Männliche Braunbären haben tendenziell größere Reviere als weibliche, um ihre Fortpflanzungschancen zu erhöhen. Braunbären wandern saisonal zu Gebieten mit hohem Nahrungsangebot.

Kommunikation und Markierungsverhalten

Braunbären kommunizieren hauptsächlich über Gerüche und Körpersprache. Sie drücken Dominanz durch direkte Annäherung und aggressive Körperhaltungen aus, während Unterwerfung durch das Senken des Kopfes und Weglaufen signalisiert wird.

Kämpfe zwischen Artgenossen werden mit Prankenhieben und Bissen ausgetragen. Laute äußern Braunbären meist nur in Stresssituationen.

Zur Markierung ihres Territoriums und zur Signalisierung der Paarungsbereitschaft nutzen sie visuelle und olfaktorische Hinweise wie Reiben an Bäumen, Wälzen am Boden und das Hinterlassen von Duftmarken.

Ernährungsgewohnheiten des Braunbären

Braunbären sind omnivor und neigen dazu, sich überwiegend pflanzlich zu ernähren. Ihre Nahrung umfasst eine Vielzahl pflanzlicher Bestandteile wie Gräser, Kräuter, junge Triebe, Blüten, Wurzeln, Knollen, Nüsse und Pilze. Beeren spielen insbesondere im Sommer und Herbst eine wesentliche Rolle in ihrer Ernährung, auch Honig wird konsumiert.

An tierischer Nahrung verzehren Braunbären Insekten und deren Larven, Vögel samt Eiern sowie verschiedene Nagetiere, darunter Erdhörnchen, Lemminge und Wühlmäuse. Sie nutzen ihre Krallen, um diese Tiere aus ihren Bauen zu graben.

In bestimmten Regionen, wie den Rocky Mountains, gehören auch größere Säugetiere wie Elche und Rentiere zu ihrer Beute, wobei hauptsächlich kranke, alte oder junge Tiere gefressen werden.

Aas, insbesondere im Winter verstorbene Tiere, zählt ebenfalls zu ihrer Nahrung. In einigen Fällen greifen sie auch Schwarzbären oder Artgenossen an. In landwirtschaftlichen Gebieten nehmen sie gelegentlich domestizierte Tiere wie Schafe, Ziegen oder junge Rinder zu sich.

Braunbären sind keine spezialisierten Jäger, nutzen aber ihre Stärke, um Huftiere zu überwältigen. Typischerweise töten sie durch Schläge auf Kopf oder Nacken, was oft zu Schädel- oder Wirbelsäulenbrüchen führt. Sie beginnen meist mit dem Verzehr der Innereien und bevorzugen das Euter. Manchmal vergraben sie ihre Beute, um sie vor anderen Tieren zu schützen oder zu konservieren.

In Küstengebieten, insbesondere am Pazifik, zählt Fisch, besonders Lachs während der Laichwanderungen, zu ihrer bevorzugten Nahrung. In Alaska und Kamtschatka trägt die fischreiche Ernährung zu ihrer beträchtlichen Größe bei. Sie ernähren sich dort auch von Muscheln und gelegentlich von Wal-Kadavern.

Fortpflanzungsverhalten des Braunbären

Braunbären haben eine hohe Lebenserwartung, reproduzieren sich jedoch vergleichsweise langsam und erreichen spät die Geschlechtsreife. Sie sind polygam, und während der Paarungszeit von Mai bis Juli folgen oft mehrere Männchen einem Weibchen.

Die Paarung kann zu Kämpfen zwischen den Männchen führen. Die Weibchen neigen dazu, sich mit mehreren Männchen zu paaren. Nach der Befruchtung tritt eine Keimruhe ein, und die Nidation erfolgt erst zu Beginn der Winterruhe, wodurch die eigentliche Tragzeit relativ kurz ist.

Die Geburt findet während der Winterruhe statt, üblicherweise zwischen Januar und März. Die Wurfgröße variiert zwischen einem und vier Jungtieren, meist zwei oder drei. Neugeborene sind klein, ihre Augen sind geschlossen, und sie sind mit kurzen grauen Haaren bedeckt. Sie wachsen schnell, unterstützt durch die nährstoffreiche Milch der Mutter.

Die Jungen bleiben bis zu ihrem zweiten oder dritten Lebensjahr bei der Mutter. Männliche Braunbären erreichen die Geschlechtsreife mit etwa 4,5 Jahren, Weibchen etwas später. Voll ausgewachsen sind sie erst mit 10 bis 11 Jahren.

Lebenserwartung und natürliche Gefahren

Die durchschnittliche Lebenserwartung von Braunbären in freier Wildbahn liegt bei etwa sechs Jahren, mit einem potenziellen Höchstalter von 20 bis 30 Jahren. In Gefangenschaft können sie bis zu 50 Jahre alt werden. Natürliche Todesursachen umfassen Mangelernährung, Krankheiten und Verletzungen durch Beutetiere.

Männliche Braunbären neigen während der Paarungszeit zum Infantizid. Kannibalismus ist ebenfalls bekannt. Braunbären haben wenige natürliche Feinde, abgesehen von gelegentlichen Angriffen durch andere große Raubtiere wie Sibirische Tiger. Parasiten, darunter Flöhe, Zecken und verschiedene Würmer, können ebenfalls Probleme bereiten.


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