Feldhamster (Cricetus cricetus)

Der Feldhamster, auch bekannt als Europäischer Hamster, ist ein Nagetier, das zur Familie der Wühler und zur Unterfamilie der Hamster gehört. Mit seinem bunten Fell und den ausgeprägten Backentaschen ist er eine bemerkenswerte Erscheinung in der Tierwelt.

Feldhamster Steckbrief

Der Feldhamster, einer der buntesten Vertreter der europäischen Pelztiere, ist durch seine charakteristischen Merkmale leicht zu identifizieren. Hier finden Sie einen detaillierten Steckbrief dieser faszinierenden Tierart:

  • Wissenschaftlicher Name: Cricetus cricetus
  • Klasse: Säugetiere (Mammalia)
  • Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
  • Größe: 20 bis 34 cm (Kopf-Rumpf-Länge)
  • Gewicht: 200 bis 650 Gramm
  • Lebenserwartung: Keine Angabe
  • Nahrung: Pflanzen und Tiere (Nahrungsopportunist)
  • Verbreitung: Von Belgien bis in die russische Altairegion und das nordwestliche China
  • Lebensraum: Löss- und Lehmboden, Ackerflächen, Städte
  • Natürliche Feinde: Keine Angabe
  • Fortpflanzung: Polygam, Weibchen zeigen einen post-partum-Östrus
  • Verhalten: Dämmerungs- und nachtaktiv, territorialer Einzelgänger
  • Besonderheiten: Gut entwickelte, dehnbare Backentaschen für Nahrungstransport
  • Schutzstatus: Vom Aussterben bedroht (IUCN)

Der Feldhamster und seine Systematik

Kategorie Bezeichnung
Art Feldhamster (Cricetus cricetus)
Unterordnung Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie Mäuseartige (Muroidea)
Familie Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie Hamster (Cricetinae)
Gattung Großhamster
Wissenschaftlicher Name der Gattung Cricetus
Wissenschaftlicher Name der Art Cricetus cricetus

Körperbau und Merkmale des Feldhamsters

Der Feldhamster erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von 20 bis 34 Zentimetern, ergänzt durch einen fast haarlosen Schwanz, der 4 bis 6 Zentimeter lang ist. Das Gewicht ausgewachsener Exemplare variiert zwischen 200 und 650 Gramm, wobei Männchen in der Regel größer und schwerer als Weibchen sind. Diese Art gilt als eines der farbenprächtigsten europäischen Pelztiere. Die Fellfarbe ist vielfältig, am häufigsten zeigt sich eine gelbbraune Oberseite mit einer dunklen, nahezu schwarzen Unterseite. Charakteristisch sind auch mehrere weiße Flecken an den Flanken, insbesondere an den Wangen und vor bzw. hinter den Vorderbeinen.

Die markante Farbgebung, bei der der Rücken heller als der Bauch ist, wird dadurch erklärt, dass die schwarze Bauchseite in Verteidigungshaltung das Maul eines größeren Raubtieres imitieren kann, mit den vier weißen Pfoten als Pseudo-„Fangzähne“. Das Gesicht und die Augenumgebung sind rötlichbraun gefärbt, während Füße und Nasenspitze weiß sind.

Neben den typischen Farbvarianten existieren auch melanistische und auffallend helle Feldhamster. Das Unterhaar ist durchgängig grau. Alle Hamsterarten verfügen über dehnbare Backentaschen, die sie zum Transportieren von bis zu fünf Kilogramm Körnervorrat nutzen, obwohl sie für den Winterschlaf lediglich zwei Kilogramm Nahrung benötigen. Ihre Füße sind breit und mit kräftigen Krallen ausgestattet.

Lebensweise und Habitat

Feldhamster sind charakteristische Bodenbewohner, die bevorzugt in Löss- und Lehmböden vorkommen. Diese nacht- und dämmerungsaktiven Einzelgänger graben 0,5 bis 2 Meter tiefe, verzweigte Erdbaue, die sie als Revier verteidigen. Die Winterbaue sind tiefer als die Sommerbaue.

Nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf beginnen sie mit der Anlage oder Reparatur der Sommerbaue. Die komplexen Bausysteme enthalten Wohn- und Vorratskammern sowie spezielle Blindgänge. Die Männchen leben in der Regel in kleineren Bauen als die Weibchen. Typisch für Feldhamsterbaue sind senkrechte Fallröhren und mehrere flach verlaufende Eingänge. Durch ihre Grabtätigkeit tragen Feldhamster zur Humusbildung und damit zur Entstehung von Schwarzerden bei.

Feldhamster sind opportunistische Allesfresser, die sich von pflanzlicher und tierischer Nahrung ernähren. Ihre Diät umfasst Getreide, Hülsenfrüchte, Klee, Luzerne, Kartoffeln, Rüben, Mais sowie Ackerwildkräuter und tierische Bestandteile, hauptsächlich Wirbellose. Nährstoff- und Vitaminmangel, besonders auf Maismonokulturen, können zu reduzierter Fitness und maternalem Infantizid führen.

Jahresrhythmen des Feldhamsters

Der Feldhamster zeigt ausgeprägte saisonale Verhaltensweisen. Es gibt zwei physiologische Zustände: den Sommerzustand mit Fokus auf Reproduktion und den Winterzustand, der Winterschlaf und Energieersparnis ermöglicht. Diese jahreszeitlichen Veränderungen betreffen 73 physiologische, morphologische und Verhaltensparameter. Bemerkenswert ist die saisonale Veränderung der Knochenstruktur. Diese Rhythmen werden von einer endogenen circannualen Uhr gesteuert, die unabhängig von äußeren Faktoren wie Licht und Temperatur ist.

Die unterirdischen Winterbaue der Feldhamster liegen bis zu zwei Meter tief. Eine circannuale Uhr ist essentiell, um die Tiere im Frühjahr rechtzeitig aus dem Winterschlaf zu wecken. Diese Uhr wird einmal jährlich während einer sensitiven Phase zwischen Mitte Mai und Mitte Juli neu justiert.

Winterschlaf des Feldhamsters

Während des Winterschlafs, der durch mehrere Aufwachphasen unterbrochen wird, zehren Feldhamster von ihren Sommer-Vorräten. Die Torporphasen, in denen ihre Körpertemperatur auf bis zu 1,9 °C absinken kann, wechseln sich mit kurzen Wachphasen ab. Für den Winter benötigt ein Hamster mindestens 2 kg Nahrung, manchmal trägt er bis zu fünf Kilogramm in seine Vorratskammer. Die Dauer und Struktur der Winterschlafphase hängt von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und Vorratsmenge ab.

Fortpflanzung des Feldhamsters

Feldhamster sind polygam, mit einem post-partum-Östrus bei Weibchen. Die Tragzeit beträgt in der Regel 17 Tage. Die Fortpflanzungsperiode variiert regional und jährlich, normalerweise von Mai bis August. Während dieser Zeit gestatten Weibchen dem Männchen den Zugang zu ihrem Bau, wenn sie empfängnisbereit sind.

Der Reproduktionserfolg der Feldhamster hat sich seit den 1950er Jahren erheblich reduziert. Heutzutage liegt die durchschnittliche Wurfgröße bei 3 bis 4 Jungtieren, und Weibchen werfen weniger häufig als in der Vergangenheit. Dies könnte auf eine Verschiebung des Beginns der Reproduktionszeit hindeuten.

Zeitraum 1914–1935 1965–1985 1996–2015
Durchschnittliche Anzahl von Würfen pro Jahr und Weibchen 2,43 2,56 1,63
Durchschnittliche Anzahl von Jungtieren pro Wurf 10,17 8,24 3,43
Durchschnittliche Anzahl von Jungtieren pro Jahr und Weibchen 24,69 21,11 5,58
Anzahl der Jungtiere, die bis zum nächsten Frühjahr überleben (20 %) 4,94 4,22 1,12
Anzahl der darunter befindlichen Weibchen (50 %) 2,47 2,11 0,56
Anzahl der davon im nächsten Jahr reproduzierenden Weibchen (85 %) 2,10 1,79 0,47

In Europa ist eine deutliche Verringerung der Reproduktionsrate bei Feldhamstern zu beobachten. Infolgedessen bringt ein weiblicher Feldhamster im Durchschnitt nur noch Nachwuchs in einer Anzahl hervor, die effektiv einem halben weiblichen Jungtier für die Fortpflanzung im darauffolgenden Jahr entspricht.

Feldhamster und ihre Interaktion mit Menschen

In Mitteleuropa beschränkt sich das Vorkommen der Feldhamster hauptsächlich auf landwirtschaftlich genutzte Feldflächen und deren Randbereiche. Historisch wurden sie oft als Schädlinge betrachtet, die Ernten beeinträchtigen. In Teilen der DDR waren Feldhamster bis etwa 1980 so zahlreich, dass für erlegte Tiere Prämien gezahlt wurden, unter anderem für die Nutzung ihrer Felle (vgl. Hamsterfell).

In den 1950er Jahren belief sich das Aufkommen an Hamsterfellen im Bezirk Magdeburg jährlich auf 1,1 bis 1,2 Millionen. Besonders auf Rübenschlägen mussten Feldhamster unmittelbar nach dem Aufgehen der Rüben gefangen werden. Noch bis 1975 wurden in Aschersleben Hamsterbaue begast.

Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung der Hamsterfelle versuchte man, statt der Begasung den Fang durch nebenberufliche Hamsterfänger zu intensivieren. Es wurde jedoch ein Rückgang des Fellaufkommens festgestellt, dessen Ursachen unklar blieben.

1979 wurden in verschiedenen Kreisen der DDR unterschiedlich viele Felle angeliefert, was nicht einfach mit der Wanderung der Hamster erklärt werden konnte. Die damaligen Bemühungen, die Fangmengen durch verstärkte Fangaktivitäten auszugleichen, waren von einem kontinuierlichen Rückgang der Bestände begleitet. Die Einstellung der intensiven Hamsterjagd hatte keinen erkennbaren positiven Einfluss auf die Populationen, die weiterhin rückläufig blieben.

Der Feldhamster wurde aufgrund seines lebhaften Wesens und der Gewohnheit, Vorräte anzulegen, früh zu einem Symbol für aufbrausende, habgierige und geizige Personen. Dies spiegelt sich auch in der Redewendung „hamstern“ wider.

Verbreitung und Lebensraum des Feldhamsters

Das Verbreitungsgebiet des Feldhamsters erstreckt sich von Belgien über Mittel- und Osteuropa bis in die russische Altairegion und das nordwestliche China. Ursprünglich in den osteuropäischen Steppen beheimatet, verbreitete sich der Feldhamster als typischer Kulturfolger im Zuge der landwirtschaftlichen Erschließung und Intensivierung nach Westeuropa.

Er besiedelt bevorzugt die fruchtbarsten Ackerböden. Archäologische Funde belegen das Vorkommen des Feldhamsters im Rhein-Neckar-Raum bereits vor 2000 Jahren. In neuerer Zeit werden zunehmend Hamsterkolonien in städtischen Gebieten beobachtet, die oft erstaunlich stabil sind.

Gefährdung und Schutzstatus des Feldhamsters

Seit den 1980er Jahren ist ein signifikanter Bestandsrückgang im gesamten westlichen und zunehmend auch im östlichen Verbreitungsgebiet zu verzeichnen. Im Juli 2020 stuften die IUCN Feldhamster als „vom Aussterben bedroht“ (critically endangered) ein. Ohne weitere Forschung und Schutzmaßnahmen könnte der Feldhamster


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Quellenangaben:

Rückgang der Hamsterpopulation: Link