Die Rötelmaus, auch bekannt als Waldwühlmaus, ist ein in Europa weitverbreitetes Nagetier. Sie ist bekannt für ihre rotbraune Fellfärbung und ihre Vorliebe für schattige Wälder und deren Umgebung. Diese Art, die zahlreiche Unterarten gebildet hat, ist eines der am häufigsten vorkommenden Säugetiere in Europa und wird daher als nicht gefährdet eingestuft.
Inhaltsverzeichnis
Rötelmaus Steckbrief
Die Rötelmaus ist ein faszinierendes Nagetier, das eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt. Hier sind einige wichtige Informationen über diese Art:
- Wissenschaftlicher Name: Myodes glareolus
- Klasse: Säugetiere
- Ordnung: Nagetiere
- Größe: 7 – 13 cm (Kopf-Rumpf-Länge)
- Gewicht: 12 – 35 Gramm
- Lebenserwartung: Durchschnittlich 1,5 Jahre (bis zu 4 Jahre in Gefangenschaft)
- Nahrung: Gräser, Kräuter, Samen, Früchte, Insekten, Spinnen
- Verbreitung: Europa und Nordasien
- Lebensraum: Wälder, waldnahe Hecken und Feuchtgebiete
- Natürliche Feinde: Rotfuchs, Luchs, Marder, Eulen, Schlangen
- Fortpflanzung: Polygane und promiske Verpaarung mit 2-3 Würfen pro Jahr
- Verhalten: Sozial und teils territorial, Aktivitätsphasen abhängig von Jahreszeit und Umgebung
- Besonderheiten: Bekannt als Krankheitsüberträger (Fuchsbandwurm, Hantavirus)
- Schutzstatus: Ungefährdet
SYSTEMATIK
Die Rötelmaus gehört zur umfangreichen Gruppe der Nagetiere und hat eine bemerkenswerte Diversität innerhalb ihrer Art entwickelt. Hier ist die systematische Einteilung:
Kategorie | Bezeichnung |
---|---|
Überfamilie | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie | Wühler (Cricetidae) |
Unterfamilie | Wühlmäuse (Arvicolinae) |
Tribus | Myodini |
Gattung | Rötelmäuse (Myodes) |
Art | Rötelmaus |
Wissenschaftlicher Name | Myodes glareolus (Schreber, 1780) |
Unterarten |
|
Charakteristika der Rötelmaus
Morphologische Eigenschaften: Die Rötelmaus, eine verhältnismäßig kleine Mäuseart, weist eine Kopf-Rumpf-Länge von sieben bis über dreizehn Zentimetern auf. Die Schwanzlänge variiert zwischen drei und 6,5 Zentimetern, und das Gewicht der Tiere liegt zwischen zwölf und 35 Gramm.
Bemerkenswert sind die erheblichen Größen- und Gewichtsunterschiede, die zwischen einzelnen Populationen in verschiedenen Regionen um bis zu 300 Prozent variieren können.
Fellbeschaffenheit: Das Fell der Rötelmaus präsentiert sich in Nuancen von Rotbraun bis Fuchsrot, gelegentlich auch mit einem gelblichen Schimmer. Die Flanken zeigen sich in Tönen von Bräunlich bis Graubraun, oft mit einem Hauch von Cremefarben.
Während das Bauchfell in Weiß bis Grau gehalten ist, zeichnet sich die Unterwolle durch eine graue Färbung aus. Die Pfoten sind auffallend hell. Besonders auffällig sind die schwarzen, etwas längeren Haare am Ende des Schwanzes, die sich farblich deutlich von der übrigen Schwanzbehaarung abheben. Die Ohren der Rötelmaus sind mit einer Länge von neun bis 16 Millimetern als groß bis mittelgroß zu beschreiben.
Gebissstruktur: Das Gebiss der Rötelmaus entspricht dem typischen Aufbau eines Nagetiergebisses und besteht aus zwei vergrößerten Schneidezähnen sowie je sechs Molaren in Ober- und Unterkiefer. Im Gegensatz zu anderen Wühlmausarten zeigen die Backenzähne der Rötelmaus im Laufe des Lebens einen Wachstumsabschluss und verwurzeln sich, während die Schneidezähne kontinuierlich nachwachsen.
Aktivitätsmuster der Rötelmaus
Tages- und jahreszeitliche Aktivität: Die Rötelmaus zeigt ein komplexes Aktivitätsmuster, das sich über den Tag verteilt und saisonal variiert. Die Gesamtdauer der täglichen Aktivität beträgt durchschnittlich anderthalb bis sechs Stunden, aufgeteilt in drei bis neun Phasen.
Während der Sommer- und Wintermonate erreicht die Aktivität ihren Höhepunkt, während im Frühling und Herbst die geringste Aktivität zu beobachten ist. Charakteristisch sind Aktivitätsspitzen in der Morgen- und Abenddämmerung.
Einflussfaktoren auf die Aktivität: Das Aktivitätsmuster der Rötelmäuse wird durch die Anwesenheit anderer Arten beeinflusst. In Regionen mit hoher Dichte der nachtaktiven Gelbhalsmaus (Apodemus flavicollis) tendiert die Rötelmaus zu vorwiegend tagaktiver Lebensweise, um Konkurrenz zu vermeiden. Bei geringerer Dichte der Gelbhalsmaus zeigen Rötelmäuse jedoch eine verstärkte Nacht- und Dämmerungsaktivität.
Im Sommer weichen Rötelmäuse aufgrund des hohen Jagddrucks tagaktiver Fressfeinde in die Nachtstunden aus. Im Winter verteilen sie ihre Aktivitäten gleichmäßiger über den ganzen Tag. Die Übergangszeiten im Herbst und Frühjahr sind durch unregelmäßige Aktivitätsverteilung zwischen Tag und Nacht gekennzeichnet.
Ernährungsgewohnheiten
Die Ernährung der Rötelmaus variiert saisonal. Im Frühjahr dominieren Gräser, Kräuter und Keimlinge ihre Nahrung. Im Sommer und Herbst erweitern Knospen, Samen, Früchte, Moose und Pilze das Nahrungsspektrum.
In den Wintermonaten wird vermehrt Baumrinde verzehrt. Ganzjährig ergänzen Insekten, Spinnen, Würmer und gelegentlich Vogeleier die Ernährung. Für den Winter legen Rötelmäuse Vorräte aus Eicheln, Bucheckern und anderen Samen an.
Natürliche Feinde
Viele Raubtiere und Greifvögel nutzen die Rötelmaus als Nahrungsquelle. Zu ihren Fressfeinden gehören der Rotfuchs, der Luchs, die Europäische Wildkatze und verschiedene Marderarten wie Hermelin, Mauswiesel und Iltis.
Vogelarten wie die Sperbereule, Schleiereule, Waldkauz, Waldohreule, Uhu sowie Greifvögel wie Falken, Habichte und Sperber zählen ebenfalls zu ihren Jägern. Darüber hinaus erbeuten Schwarz- und Weißstörche, der Graureiher sowie Schlangenarten wie Kreuzottern und Ringelnattern Rötelmäuse.
Fortpflanzungsverhalten
Soziale Struktur und Paarungsverhalten: Rötelmäuse sind soziale Tiere, die meist in Gruppen leben. Ihre Paarungsstrategie ist polygam und promiskuitiv. Dominante Weibchen verteidigen ihre Territorien, in denen sie mit ihrem Nachwuchs leben, gegen andere Weibchen und niederrangige Männchen.
Die Reviere der Weibchen überlappen sich teilweise, während dominante Männchen größere Reviere verteidigen, die sich mit denen mehrerer Weibchen überschneiden. Bei der Paarung bevorzugen Weibchen dominante, ortsansässige Männchen.
Fortpflanzungszeit und Einflussfaktoren: Die Fortpflanzungsperiode erstreckt sich üblicherweise über das Sommerhalbjahr. In Jahren mit knappem Nahrungsangebot beschränkt sie sich auf die Monate Mai bis Juli, kann sich jedoch bei gutem Nahrungsangebot auf März bis November ausdehnen.
In Bergwäldern mit reichlich Nahrung pflanzen sich Rötelmäuse sogar ganzjährig fort. Die Fortpflanzungsneigung im Winter ist in Gebirgspopulationen stärker als in Tieflandpopulationen. Raumangebot und Tageslichtlänge sind weitere entscheidende Faktoren für die sexuelle Aktivität.
Tragzeit und Wurfverhalten: Die Tragzeit variiert je nach Nahrungsverfügbarkeit zwischen 17 und 24 Tagen, mit einer durchschnittlichen Dauer von drei Wochen. In der freien Natur werfen Weibchen zwei- bis dreimal in ihrem Leben. Laboruntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Wurfanzahl von 3,1 Würfen je Weibchen.
Die Jungen werden nach einer Tragzeit von 18 bis 23 Tagen geboren, durchschnittlich kommen 3,5 Junge pro Wurf zur Welt. Die Jungtiere sind bei der Geburt blind und nackt, entwickeln jedoch innerhalb von 25 Tagen ein graues Jugendfell. Die Geschlechtsreife tritt normalerweise nach neun Wochen ein, kann aber bei weiblichen Jungtieren bereits nach vier Wochen eintreten.
Ist die Rötelmaus ein Schädling?
Die Rötelmaus kann in Wäldern Schäden anrichten, indem sie Bäume wie Buchen, Ahorne und Lärchen entrindet und Keimlinge frisst. Solche Schäden treten in der Regel jedoch nur bei massenhaftem Auftreten auf. In einem ausgeglichenen Ökosystem reguliert sich die Population der Rötelmaus durch ihre natürlichen Feinde.
Überträgt die Rötelmaus Krankheiten?
Die Rötelmaus ist ein Zwischenwirt für den Fuchsbandwurm und überträgt den Serotyp Puumala des Hantavirus, der hämorrhagisches Fieber auslösen kann. Die Verbreitung dieser Krankheiten hängt eng mit der Populationsgröße der Rötelmäuse zusammen. Die Infektion erfolgt durch direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Tieren und deren Ausscheidungen.
Habitat und Verbreitung
Geografische Reichweite: Die Rötelmaus ist in weiten Teilen Europas und Nordasiens verbreitet und gilt in einigen Quellen als das häufigste Säugetier Mitteleuropas. Ihr bevorzugtes Habitat umfasst Buchen- und Mischwälder, waldnahe Hecken und Gebüsche sowie Feuchtgebiete.
Fließgewässer in der Nähe ihres Lebensraums sind ebenfalls typisch. Zudem ist die Rötelmaus oft in waldnahen Gärten anzutreffen, wo sie auch in wenig genutzten Scheunen, Lagerschuppen, Gartenhütten oder anderen Holzbauten ihre Nester baut.
Regionale Besonderheiten: In Südeuropa ist die Verbreitung der Rötelmaus eng mit der Rotbuche verknüpft, was zu einer Beschränkung ihres Vorkommens auf den Norden der Iberischen Halbinsel und Nordgriechenland führt. In Skandinavien und England reicht ihr Verbreitungsgebiet bis zum 68. Breitengrad und übertrifft damit das der Laubwälder.
In nördlichen Gebieten Skandinaviens, wo Laubwälder fehlen, besiedelt die Rötelmaus Nadelwälder und folgt der Verbreitung der Fichte. Die östliche Grenze ihres Lebensraums bildet der Altai. In den Alpen ist die Rötelmaus bis über die Baumgrenze, bis in Höhen von 2.400 Metern, anzutreffen, wobei sie häufiger in den darunterliegenden Bergmischwäldern vorkommt.
Nester und Bauweise
Anlage von Nistplätzen: Die Rötelmaus bevorzugt es, ihre Nester und Baue überwiegend unterirdisch anzulegen, wobei die Gänge nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche verlaufen. Das Bauwerk umfasst ein komplexes Netz aus Wegen unter der Laubschicht oder der Schneedecke, einschließlich Blindgängen und Erweiterungen für Nahrungsvorräte und das Nest.
Befindet sich das Nest in einer dieser Erweiterungen, liegt es durchschnittlich 45 Zentimeter unter der Oberfläche. Zusätzlich werden Nester an der Oberfläche, in der Vegetation, in verrottenden Baumstümpfen oder unter liegenden Totholzstämmen angelegt.
Baumaterialien und Funktion: Die Nester der Rötelmaus sind aus unterschiedlichen Materialien gefertigt und variieren in ihrer Polsterung. Man findet Nester, die komplett aus Moos bestehen oder zusätzlich mit zerfasertem Holz gepolstert sind. Auch trockenes Laub, oft ergänzt durch Moos, sowie Tierhaare oder Bastfasern werden verwendet.
Die Nester dienen nicht nur der Aufzucht der Jungen, sondern auch als Rückzugsorte für Einzeltiere, als Futterplätze oder als Vorratsspeicher. Bei niedrigen Temperaturen reduziert sich der Energiebedarf der Tiere deutlich, wenn sie sich in einem Nest aufhalten. Untersuchungen zeigen, dass das gegenseitige Wärmen mehrerer Tiere in einem Nest nur wenig Einfluss auf den Energieverbrauch einzelner Individuen hat.
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