Der Dachs (Meles meles), auch als Europäischer Dachs bezeichnet, ist ein Säugetier aus der Familie der Marder (Mustelidae). Er ist in weiten Teilen Europas sowie in einigen Regionen Asiens beheimatet und für seinen gedrungenen Körperbau, das charakteristische schwarz-weiße Gesicht und seine unterirdischen Bausysteme bekannt.
Dieser Artikel bietet einen detaillierten Steckbrief über die Biologie, das Verhalten und den Lebensraum des Dachses sowie Informationen über seine Rolle im Ökosystem und die Interaktion mit dem Menschen. Der Dachs ist ein faszinierendes Beispiel für Anpassungsfähigkeit und Überlebensstrategien in gemäßigten Breiten.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Dachs Steckbrief – Größe, Gewicht & Lebensraum
- 2 Systematik mit Gattung, Familie und Ordnung
- 3 Beschreibung der Merkmale
- 4 Verbreitung
- 5 Geografische Variation
- 6 Lebensraum – Wald und Strauchwerk
- 7 Ernährung: Was isst ein Dachs?
- 8 Natürliches Verhalten
- 9 Fortpflanzung
- 10 Dachs als „Schädling“
- 11 Bejagung des Dachses
Dachs Steckbrief – Größe, Gewicht & Lebensraum
Es folgt unser Dachs Steckbrief mit allen wichtigen Fakten über Dachse. Man erfährt die Lebenswerwartung, das Gewicht, die Größe und vieles mehr.
- Lateinischer Name: Meles meles (Europäischer Dachs)
- Klasse: Säugetiere
- Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
- Unterfamilie: Echte Dachse (Melinae)
- Größe: Kopf-Rumpf-Länge 65-80 cm, Schulterhöhe bis zu 30 cm
- Gewicht: 7-17 kg, mit erheblichen saisonalen Schwankungen
- Lebenserwartung: ca. 7-8 Jahre in freier Wildbahn, in Gefangenschaft bis zu 14 Jahre
- Nahrung: Omnivor, Ernährung variiert je nach Jahreszeit; umfasst Würmer, Insekten, Wurzeln, Früchte und Samen
- Verbreitung: Europa und Teile Westasiens
- Lebensraum: Laub- und Mischwälder, offene Feldlandschaften, Parks und Gärten
- Natürliche Feinde: Jungtiere fallen gelegentlich größeren Raubtieren wie Füchsen und Wölfen zum Opfer; ausgewachsene Tiere haben aufgrund ihrer Wehrhaftigkeit kaum natürliche Feinde
- Paarungszeit: Das ganze Jahr über möglich, mit einem Höhepunkt im Frühjahr und Frühsommer
- Fortpflanzung: Embryonale Keimruhe (Verzögerte Implantation), wodurch die Jungtiere meist im Frühjahr zur Welt kommen; 1-5 Junge pro Wurf
- Verhalten: Dämmerungs- und nachtaktiv, leben in sozialen Gruppen, legen komplexe Bausysteme (Dachsburgen) an
- Sozialstruktur: Lebt in Gruppen mit ausgeprägter sozialer Struktur, Territorialverhalten
- Besonderheiten: Sehr gute Grabfähigkeit, Dachse können sehr schnell und effektiv graben und ihre Bauten anlegen; der Dachs ist zudem das Wappentier der britischen National Trust Organisation.
Systematik mit Gattung, Familie und Ordnung
Die systematische Einordnung des Europäischen Dachses (Meles meles) verdeutlicht seine Zugehörigkeit innerhalb der biologischen Klassifikation. Nachfolgend wird die taxonomische Hierarchie dargestellt, die von der Unterordnung bis hin zum wissenschaftlichen Namen reicht:
[su_shortcode responsive=“yes“]Kategorie | Bezeichnung |
---|---|
Unterordnung | Hundeartige (Caniformia) |
Überfamilie | Marderverwandte (Musteloidea) |
Familie | Marder (Mustelidae) |
Unterfamilie | Dachse (Melinae) |
Gattung | Meles |
Art | Europäischer Dachs |
Wissenschaftlicher Name | Meles meles |
Beschreibung der Merkmale
Der Dachs, ein mittelgroßer Vertreter der Erdmarder, zeichnet sich durch seine gedrungene Gestalt, einen schlanken Kopf mit rüsselähnlicher Schnauze und kräftigen, zum Graben geeigneten Pfoten aus.
Die Körperlänge variieren zwischen 64 und 88 cm, ergänzt durch einen 11 bis 18 cm langen Schwanz, während das Gewicht üblicherweise im Rahmen von 7 bis 17 kg liegt, wobei Weibchen im Durchschnitt geringfügig leichter und kleiner sind als Männchen. Kennzeichnend ist die marginale Unterscheidung der Geschlechter, wobei Männchen eher durch einen robusteren Körperbau und einen stärker gerundeten Schädel auffallen.
Ein charakteristisches Merkmal des Dachses ist die markante schwarz-weiße Färbung seines Gesichts, das sich durch weiße Oberseiten einschließlich der Lippen und des Kinns auszeichnet und durch schwarze Streifen entlang der Schnauze, über die Augen bis in den Nackenbereich akzentuiert wird.
Diese Zeichnung verschmilzt im Nacken in ein silbriges Grau, das sich über den gesamten Rücken erstreckt. Die Unterseite des Felles ist überwiegend dunkelbraun. Junge Dachse weisen eine deutlich kontrastreichere Färbung auf, die im Alter verblassen kann.
Zu den physischen Eigenschaften gehören die kleinen, dunkelbraunen Augen mit runden Pupillen und die für das Graben optimierten Krallen der Vorderpfoten, welche deutlich länger als die der Hinterpfoten sind.
Der Schädel des Dachses ist massiv mit einem hervorstehenden Scheitelkamm und einem Gebiss, das sich eher zum Schneiden und Mahlen eignet. Die Art ist durch spezifische Merkmale wie Analbeutel und eine Subkaudaldrüse charakterisiert, welche für territoriale Markierungen genutzt werden.
Verbreitung
Der Europäische Dachs (Meles meles) ist in einem weiten Gebiet Europas präsent, das sich von den Britischen und Iberischen Inseln bis zum östlichen Rand Europas an der Wolga und im Kaukasusvorland erstreckt.
Im Gegensatz dazu wird die Population südlich des Kaukasus als Transkaukasischer Dachs (Meles canescens) klassifiziert. Es existieren spezifische Verbreitungslücken, beispielsweise auf einigen nördlichen Britischen Inseln, in den Westfriesischen Inseln, Flandern und der Poebene in Italien.
Die nördliche Grenze des Verbreitungsgebietes erreicht in Nordeuropa westlich der Ostsee ungefähr den 65. Breitengrad und östlich davon in einigen Regionen den 66. Breitengrad, was auf eine leichte Ausdehnung des Areals nach Norden hinweist.
In südlicher Richtung erstreckt sich das Habitat des Dachses bis in den Mittelmeerraum, allerdings mit der Ausnahme der Inseln Balearen, Kreta und Rhodos.
Geografische Variation
Innerhalb der Art Meles meles wurden aufgrund von Unterschieden in Körpergröße, Schädelmaßen, sowie der Form und Größe der Molaren und des Baculums mehrere Unterarten identifiziert, von denen vier allgemein anerkannt sind. Unterschiede zeigen sich auch in der Färbung des Fells, wobei manche Unterarten eine eher bräunliche Oberseite und gelblich getönte Flanken aufweisen.
Lebensraum – Wald und Strauchwerk
Dachse bevorzugen hügelige, mit Wald und Strauchwerk durchsetzte Landschaften und meiden große, geschlossene Waldgebiete sowie reine Koniferenbestände. Sie sind selten in unmittelbarer Nähe zu menschlichen Siedlungen zu finden. Ihre Baue legen sie bevorzugt an Waldrändern und Hanglagen an, die eine südliche oder westliche Ausrichtung haben, und nutzen diese oft über Generationen hinweg.
Die Art ist in Höhenlagen bis zu 1200–1700 Meter üblich anzutreffen, in den Alpen oder im Kaukasus vereinzelt auch bis zu 2500 Meter, wobei in solchen Höhenlagen Baue seltener und meist nur Einzelnachweise zu finden sind.
Ernährung: Was isst ein Dachs?
Der Dachs unterscheidet sich von anderen Marderarten durch seine überwiegend pflanzliche Nahrung, die Wildobst, Wurzeln, Beeren, Samen und Pilze umfasst. Als Allesfresser integriert er jedoch auch tierische Bestandteile wie Würmer, Schnecken, Kleinsäuger und Insekten sowie Nestlinge und Eier von Bodenbrütern in sein Nahrungsspektrum.
Die tierische Nahrung setzt sich vor allem aus Regenwürmern und Insekten zusammen, unter anderem Hautflüglern und Larven von Käfern. Kleinsäuger, insbesondere Wühlmäuse, stellen ebenfalls einen wesentlichen Teil der Ernährung dar. Dachse gelten zudem als natürliche Feinde des Igels, da sie in der Lage sind, diese zu erbeuten.
Natürliches Verhalten
Der Dachs zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, komplexe Bausysteme im Waldboden zu errichten, die deutlich größer als jene des Fuchses sind und sich durch Mehrstöckigkeit und jahrzehntelange Nutzung auszeichnen.
Diese Bauwerke reichen bis zu fünf Meter in die Tiefe, umfassen den zentralen Wohnbereich, der über zahlreiche Gänge für Luftzufuhr sowie als Ein- und Ausgänge dient, und sind mit Naturmaterialien wie trockenem Laub, Moos oder Farnkraut ausgepolstert.
Ein herausragendes Beispiel eines Dachsbaus in England umfasste 50 Kammern und 178 Eingänge, die durch 879 Meter an Tunneln verbunden waren. In einem Fall in Mecklenburg-Vorpommern wurden in einem Dachsbau Knochenreste entdeckt, die auf ein Alter von mindestens 13.000 Jahren datiert wurden.
Die Anwesenheit eines Dachsbaus lässt sich oft durch die charakteristischen Dachsabtritte und die deutlich erkennbaren Pfade in der Nähe des Eingangs identifizieren.
Dachse sind primär nachtaktive Tiere, die insbesondere in kälteren Regionen eine Form der Winterruhe einhalten, deren Dauer stark wetterabhängig ist. Diese Ruhephase kann von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten variieren.
Fortpflanzung
Weibliche Dachse erreichen üblicherweise im zweiten Lebensjahr ihre Geschlechtsreife, wobei die Fruchtbarkeitsrate bei jüngeren Tieren tendenziell geringer ist. Männliche Dachse werden wahrscheinlich zwischen 13 und 18 Monaten geschlechtsreif.
Das Fortpflanzungsverhalten innerhalb eines Dachsclans ist durch Promiskuität oder Polyandrie gekennzeichnet, wobei Weibchen sich mit mehreren Männchen paaren können. Die Paarungszeit erstreckt sich über das ganze Jahr, mit einem Höhepunkt zwischen Februar und Mai.
Die Besonderheit der Dachsfamilien liegt in der verzögerten Embryonalentwicklung, die zu einer verlängerten Tragzeit führt. Nach der Befruchtung entwickelt sich die Eizelle zunächst nur zu einer Blastocyste und ruht bis zum Winter.
Die tatsächliche Tragzeit nach der Einbettung der Eizelle in die Gebärmutterschleimhaut beträgt 45 Tage, wobei die Jungtiere meist zwischen dem späten Winter und dem frühen Frühjahr zur Welt kommen.
Ein Dachswurf umfasst in der Regel ein bis fünf Jungtiere, die bei der Geburt blind und mit einem dünnen, weißlichen Fell bedeckt sind. Die charakteristische schwarz-weiße Gesichtsmaske entwickelt sich innerhalb der ersten Woche, während sich die Augen nach vier bis fünf Wochen öffnen.
Die Jungtiere beginnen ihre Umgebung außerhalb des Baus erst nach etwa neun bis zehn Wochen zu erkunden und werden mindestens zwölf Wochen gesäugt. Die Gewichts- und Größenzunahme der Jungen verläuft stetig bis zum Erreichen der Größe eines erwachsenen Tieres innerhalb von neun bis zehn Monaten.
Dachs als „Schädling“
Die Auswirkungen von Dachsbauten auf die menschliche Infrastruktur können beträchtlich sein. Beispielhaft ist die Sperrung der Bahnstrecke zwischen Fröndenberg und Unna im Jahr 2023, bedingt durch die Entdeckung von 140 Dachsbau-Eingängen, die die Stabilität des Dammes auf einer Länge von elf Kilometern beeinträchtigten. Ein Wiederaufbau wurde notwendig, der einem Neubau gleichkam.
In den Niederlanden führte der Schutzstatus des Dachses zu einem Bevölkerungsanstieg und folglich zu Konflikten mit menschlichen Interessen, besonders wenn Dachse Bauwerke der Infrastruktur unterminieren.
Dies hatte beispielsweise im März 2023 die vorübergehende Stilllegung zweier Bahnstrecken, darunter der Hauptstrecke Breda–Eindhoven, zur Folge.
Auf den Britischen Inseln ist der Dachs als Überträger der Rinder-Tuberkulose bekannt. In England startete im Jahr 2013 ein Programm zur Verringerung der Dachsbestände durch Jagen, welches kontroverse Diskussionen hervorrief.
In Wales wird hingegen versucht, durch Impfungen der Dachse das Problem zu kontrollieren.
Bejagung des Dachses
Die Begasung von Rotfuchsbauen in Deutschland führte bis in die 1970er-Jahre zu einem drastischen Bestandsrückgang der Dachspopulation. Heutzutage haben sich die Bestände wieder erholt, und die Jagd auf den Dachs ist unter bestimmten, regional variierenden Bedingungen erlaubt.
Trotz der Argumentation, dass Dachse schädlich für das Niederwild seien, stellt ihre Jagd aufgrund ihrer Nachtaktivität und Vorsicht eine Herausforderung dar. Häufig wird auf Fallenjagd zurückgegriffen.
Die Jagdstrecke, also die Anzahl der jährlich erlegten Dachse, ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Innerhalb Deutschlands zeigen sich deutliche regionale Unterschiede in der Jagdstrecke, wobei besonders in Bayern und Baden-Württemberg hohe Dachspopulationen verzeichnet werden.
In der Jägersprache wird der Dachs als „Schmalzmann“ bezeichnet.
Weitere Tierarten: